Nachbericht: Wochenend-Lehrgang mit Torsten Milz vom 27.04.+28.04.2024
Am Samstagmorgen (27.04.2024) trafen alle Teilnehmer und Pferde gut gelaunt auf dem Gelände des Reit- und Fahrverein Saarwellingen e.V. ein. Naja, fast alle. Bei einem Pferd stellte sich unerwartet morgens ein Verladeproblem heraus. Kurzerhand wurde die Tochter zur Theorie gefahren und der Papa schwang sich für die ca. 10 km Strecke aufs Pferd, damit sie später auch mit ihrem tierischen Partner teilnehmen konnte.
(Und das funktionierte auch.)
Der Lehrgang mit Torsten Milz begann mit einer kleinen Vorstellungsrunde der Teilnehmer. Anschließend stellte sich Torsten kurz vor, denn einige kannten ihn noch nicht. Neben seiner Trainer- und Reitlehrertätigkeit ist er u.a. auch Turnierrichter und Barockpferde Beauftragter beim Pferdesportverband Saar. Doch interessanter war seine Herkunft und seine eigene Ausbildung rund ums Thema Pferd, stark geprägt durch seine Eltern. Dies ist auch eng verbunden ist mit seinem Feingefühl und seinen Weg der Ausbildung für Pferd und Reiter. Zum Lehrgangsinhalt gab er einen Überblick der vier Teile, die uns erwarten sollten:
Teil 1: Führkontrolle und Lernkontrolle
Teil 2: Mobilisation
Teil 3: Zirzensik und Dominanz
Teil 4: Die Arbeit an der Hand, oder die Freiarbeit
Mit einem kleinen Schmunzeln beendet Torsten die Theorie mit dem Satz „eigentlich müsste das Motto des Lehrgangs heißen >> von der Hand in den Sattel<<“.
Und dann ging es auch schon mit der ersten Gruppe los. Hier hatten sich zwei Jungpferde (3 und 4 Jahre) sowie bereits erfahrenere Pferde (7, 13 und 14 Jahre) eingefunden. Doch, dass der Ausbildungsstand keine Rolle spielt, stellten alle schnell fest. Die Übungen konnten alle Pferde schnell umsetzen und arbeiteten motiviert mit. Von der „Lernposition“ des Pferdes, über Geschwindigkeitskontrolle, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Körpersprache wurden beispielsweise Aufgaben gestellt. In der zweiten Gruppe gab es neben den jungen (Pferden) mit 7, 8, 9 und 10 Jahren, auch einen „alten Hasen“ mit 27 Jahren. Auch hier zeigte sich schnell, dass es weder auf das Alter noch auf den Ausbildungsstand oder die „Reitweise“ ankommt, um das gezeigte Handwerkszeug vom Boden aus anwenden zu können. Auch die beiden jüngsten Teilnehmerinnen (10 und 15 Jahre) setzten die Aufgaben hervorragend um.
Und dann ging es auch schon für alle in die wohlverdiente Mittagspause.
Im zweiten Teil, der Mobilisation, wurden beispielsweise Seitengänge an der Hand vorbereitet, die Hinterhand aktiviert und die Biegsamkeit der Pferde erarbeitet. Aber auch die Koordination der Menschen wurde geschult. Denn neben der Konzentration soll auch der Mensch die Hilfen richtig geben, die er vom Pferd als Übung abverlangt. Sowohl in der ersten Gruppe als auch in der zweiten Gruppe gab es viele „Aha-Effekte“ und schöne Erfolgserlebnisse.
Der Sonntagmorgen (28.04.2024) startete direkt mit dem Praxisteil. Leider hatte sich das Verladeproblem vom Vortag nicht lösen gelassen. Da Hin- und Rückweg über 20 km darstellten und der Lehrgang ebenfalls körperlich anstrengend ist, entschied sich die Teilnehmerin, ohne Pferd zu kommen und in Ruhe das sichere Verladen für die Zukunft weiter zu üben.
Diesmal wurde sich mit langen Möhren „bewaffnet“, denn der Einstig in die Zirzensik sollte den Pferden möglichst „schmackhaft“ gemacht werden. Das „Plié“ (Verbeugen) war die erste Übung, aus der anschließend das „Kompliment“ und später auch das „Hinlegen“ erarbeitet werden kann. Alle Übungen werden immer ohne Zwang und über Motivation fürs Pferd erarbeitet. Bereits bei den Vorübungen stellten einige Menschen, aber auch einige Pferde fest, dass hierfür ganz schön viel Koordination erforderlich ist. Denn einen Purzelbaum (natürlich nur scherzhaft gemeint!) wollte dann doch niemand üben. In beiden Gruppen schafften es alle Pferde ihre Koordination und ihr Körpergefühl deutlich zu verbessern und teilweise schon ein korrektes Kompliment zu zeigen. Puh – die Mittagspause hatten sich auch an diesem Tag alle redlich verdient!
Für den letzten Teil wurden die Gruppen noch einmal neu gemischt. Denn einige Teilnehmer wollte gerne in die Freiarbeit starten, andere hatten großes Interesse an der „klassischen Arbeit an der Hand“.
Für die Freiarbeit wurde der Reitplatz in der Hälfte geteilt. Denn für die teilweise untereinander fremden Pferde, sollte bei einem „Ausbüchsen“ keine Gefahr entstehen. Das freie Folgen, Wendungen und Handwechsel nur über Körpersprache standen auf dem Programm. Aber auch das Abrufen und „Einparken“ direkt am Menschen wurden geübt. Selbst das Fohlen, wie Torsten die 3-jährige (Flitz-)Piepe nannte, machte hier eine großartige Figur.
Für die klassische Handarbeit stand wieder der gesamte Reitplatz zur Verfügung. Torsten erklärte zunächst die Haltung der Zügel und Gerte, auf welcher Position sich Pferd und Mensch immer zueinander befinden sollten und auf was geachtet werden soll. Dass die Arbeit an der Hand sowohl mit Gebiss als auch gebisslos hervorragend von den Pferden umgesetzt werden konnte, war für alle sehr interessant. Die Übungen aus Teil 1 und Teil 2 kamen nun allen zugute. Denn schnell zeigte sich, dass auch hier z.B. Stellung,
Biegung, Vorder- und Hinterhand einzeln aktivieren oder abrufen und vieles mehr wichtig waren. Dabei stellten die Teilnehmer folgendes fest „Das ist ja eigentlich wie Reiten, nur, dass ich von der Seite aus noch besser sehe, ob mein Pferd die gewünschte Hilfe korrekt ausführt. Das ist ja Mal klasse!“.
Torsten erklärte, dass das, was an der Hand erarbeitet wurde, die Pferde anschließend auch schon im Sattel umsetzen können. (Und das stimmte, wie man später in den Reitstunden sehen konnte - Ein absolutes Wow-Erlebnis!)
Und so schloss sich der Kreis mit der schönen Erkenntnis von Torsten in der Theorie des ersten Tages, dass das Motto des Lehrgangs eigentlich „Von der Hand in den Sattel“ heißen müsste.
(Ein weiterer Lehrgang mit Torsten findet am 21.09.+22.09.2024 in Saarwellingen statt.)
Text: Marie Meier